Alpinausbilder-Eiskurs im Stubaital unter dem Motto „Safety First“

Bei traumhaften Wetterbedingungen fand dieses Jahr der Eiskurs für die angehenden Alpinausbildner vom 27.-30. August im Stubaital statt. Unter der Leitung von Hugl Harald und des Gebietsstellenleiters der Gebietsstelle Rheintal Lang Gerold nahmen insgesamt sechs Alpinausbildner-Anwärter am Kurs teil.

Am Donnerstag den 27. August trafen sich die Kursteilnehmer um 13:00 in der Landesleitung um die gemeinsame Anreise ins Stubaital anzutreten. Nach dem beladen der Bergrettungsfahrzeuge konnte Richtung Tirol aufgebrochen werden. Die Gruppe der AAB-Anwärter wurde bei einem kurzen Boxen-Stopp auf der Tiroler Autobahnraststätte Pettnau durch den Kleinwalsertaler Teilnehmer Mario komplettiert. Am Ende des Stubai-Tals angekommen, fuhren die Teilnehmer in 2er Teams mit der Eisgratbahn I bis zur  Dresdner Hütte. Nach dem Beziehen der Unterkünfte galt es in einer Vorstellungsrunde den jeweils anderen Liftpartner vorzustellen. Darauf folgte der erste Lehrauftritt mit den Themen: „Subjektive und objektive alpine Gefahren.“ Anschließend wurde mit der Tourenplanung für den folgenden Tag begonnen. Die Gruppe hat sich dazu entschlossen das Zuckerhütl über den Ostgrat zu besteigen. Das Zuckerhütl ist mit 3.507m der höchste Berg der Stubaier Alpen und liegt an der Grenze zwischen Nord-und Südtirol. Um den Umgang mit Karte und Orientierung zu üben wurde ein Tourenplan angefertigt, welcher nach Erstellung kurz vom Hüttenwirt bezüglich der Machbarkeit abgesegnet wurde. Das gesellige Zusammensitzen wurde dann um punkt 22:00 Uhr durch eine sehr strikt eingehaltene Hüttenruhe beendet.

 Am Freitag gegen 8:00 bestieg die Gruppe pünktlich die ersten Gondeln der Eisgratbahn II. Nach kurzem Umstieg an der Bergstation erreichten wir mit der Schaufeljochbahn den geplanten Ausgangspunkt unserer Tour. Nach ca. 2,5 stündigem Marsch über felsiges und eisdurchsetztes Gelände erreichten wir schließlich den Pfaffensattel. Dort angekommen adjustierte sich die Mannschaft komplett und diverse Gletschertechniken wurden durchbesprochen und auch umgesetzt. Nach durchgeführtem Partnercheck konnte mit der Querung des Gletschers begonnen werden. Am Pfaffenjoch angekommen wurde ein Materialdepot errichtet und nur mit dem notwendigsten Material wurde der Gipfelgrat in Angriff genommen. Beim Aufstieg zum Gipfel wartete die nächste Übung auf die Bergretter: „Gruppe Bergsteiger am Gipfelgrat blockiert“ diese Übung wurde durch einrichten eines Fixseils gelöst. Am Gipfel angekommen wurde nach dem Gipfelfoto auch schon wieder mit dem Abstieg begonnen um an die im Depot zurückgelassene Jause zu kommen. Nach der kleinen Stärkung ging die Gruppe Richtung Nordwand des Zuckerhütl um in etwas steileres Eisgelände zu gelangen. Beim Abstieg musste eine breite Gletscherspalte abseilend überwunden werden. Während sich ein Teil der Gruppe über die Spalte abseilte, wurde eine Eissanduhr angefertigt um auch den letzten Mann ohne Verlust von Material abzuseilen. Der restliche Abstieg erfolgte gleich der Aufstiegsroute bis kurz vor den Schilift Fernau, wo die Gruppe dann über den Fernauferner bis zur Hütte abstieg. Ausgelaugt und kurz vor dem Abendessen erreichten wir die Dresdner Hütte, doch wer davon ausgeht dass bei einem von Hugl Harald geplanten Kurs jetzt schon Feierabend für die Mannschaft ist der kennt ihn schlecht ;). Noch den Nachtischlöffel in der Hand wurde zu einem „Bergungseinsatzim nahegelegenen Fernau-Klettersteig“ gerufen. Beim Zustieg der Gruppe zum Klettersteig machte der Verletzte (Harald), welcher ca. 100hm über dem Einstieg saß, mit dem alpinen Notsignal auf sich aufmerksam. Aufgrund des Verletzungsgrads des Verunfallten wollte er in liegender Position abtransportiert werden. Hierzu musste eine behelfsmäßige Trage aus Reepschnüren und Bandschlingen gebaut werden. Da nur Kletterseile mit einer Länge von 60m zu Verfügung standen, musste der Verletzte und der Retter über zwei Seillängen über den ganzen Klettersteig abgeseilt werden. Bei vollständiger Dunkelheit und gegen 22:00 Uhr kehrten die Teilnehmer zurück und genossen die Qualität der Hütte anhand einer Tiroler Speckplatte.

 Am Samstag lag das Übungsgebiet im Bereich des Daunferners. Beim Zustieg zum Gletscher über einen Blockgrat die nächste Aufgabe: „Bergsteiger am Blockgrat traut sich im Abstieg nicht mehr weiter.“Dieses Problem wurde anhand des Human-anchor gelöst. Zum Übungsprogramm gehörten Verankerungstechniken wie der Tote-Mann, der Steckpickel und der modifizierte Steckpickel. Durch Rutschversuche wurden die gebauten Verankerungen auf ihre Festigkeit geprüft. Beim Abstieg zu einem tiefer liegenden Übungsplatz wurden unerwartete Spaltenstürze in der Seilschaft und deren Bergung mittels Mannschaftszug erprobt. Am Spaltenrand einer Gletscherspalte unter der Lifttrasse des Daunferner I Schilifts wurden verschiedene Arten des Seilrollenflaschenzugs aufgebaut und besprochen. Nach dem vertilgen der Jause galt es in zwei dreier-Teams einen Lehrauftritt zu absolvieren. Die beiden Themen lauteten: „Der Eispickel und die Eisschraube.“ Es wurde über die verschiedensten Varianten und Einsatzbereiche dieser beiden Geräte gesprochen und auch praktisch vorgeführt. Beim Abstieg zur Bergstation wurde noch eine große Gletscherspalte durch abseilen und aufklettern überquert. Eine in der Tiefe einer Gletscherspalte verloren gegangene Eisschraube wurde noch mit der Seilrolle geborgen. Beim Abendprogramm in der Hütte, der letzte Lehrauftritt, galt es in zweier-Teams Ausrüstungsgegenstände zu erklären und mögliche Einsatzbereiche dieser in der Bergrettung zu ermitteln. Bei den Geräten handelte es sich um den Roll’N’Lock von Climbing Technology, die Micro Traxion von Petzl und den FULL von Kong.

 Am Sonntag nach dem Frühstück setzte sich die Gruppe zusammen und es wurde über einsatztaktische Themen gesprochen. Unter der Leitung von Gerold Lang berichteten die angehenden Alpinausbilder der Bergrettung Vorarlberg von vergangenen Einsätzen, wie diese abgelaufen sind und was man anders bzw. besser machen hätte können. Auch allgemein Abläufe der Bergrettung wurden besprochen wobei die Gruppe sehr von Gerolds langjähriger Erfahrung profitieren konnte und jeder sicher das ein oder andere Wissen mit nach Hause nehmen konnte. Nach einer Abschlussbesprechung und dem Mittagessen trat die Gruppe zu ihrer Heimreise an.

 Vielen Dank an den Kursleiter Hugl Harald für den spannenden und auch fordernden Kurs, welcher durch unerwartete Aufgaben den Teilnehmern so einiges abverlangte. Ebenfalls ein großes Dankeschön an den Gebietsstellenleiter der Gebietsstelle Rheintal Gerold Lang, der als Ausbildner fungierte und natürlich auch an die Teilnehmer welche den Kurs zu einem lehrreichen und auch lustigen Kurs gemacht haben.

Last but not least ein herzliches Dankeschön an die Mannschaft der Dresdener Hütte die für unser leibliches Wohl verantwortlich war und uns ausgezeichnet versorgt hat.

Tschiggfrei Ronny

 

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