Basisausbildung Winter

Eine kleine Premiere, das neue Ausbildungskonzept der Bergrettung ist nun in der Umsetzungsphase und so fand zum ersten Mal die „Basisausbildung Winter“ statt. Diese löst den bisherigen „Winter-Anwärterkurs“ ab, wobei die wesentlichen Unterschiede eine laufende Qualitätskontrolle ist, wodurch Defizite unmittelbar aufgezeigt und geeignete Maßnahmen abgeleitet werden. Auch die klar definierten Ausbildungsinhalte sind nun transparent aufgegliedert und aufgeteilt zwischen Ausbildungsinhalte der Ortsstelle und Ausbildungsinhalte in der „Basisausbildung Winter“.

Wir fühlten uns gut vorbereitet als wir am Samstag in Schoppernau, an der Talstation Diedamskopf standen und auf die Ausbilderzuteilung warteten. Wir wurden in Kleingruppen mit drei Anwärter pro Ausbilder aufgeteilt, um in Kombination mit der FFP2-Maske die geltenden Vorschriften einzuhalten.

Mit der Bahn ging es auf den Gipfel und nach einer kurzen Abfahrt suchten wir uns einen ruhigen Platz für den anstehenden Theorieblock. Wir befassten uns ausgiebig mit dem Lawinenlagebericht und dessen Aussagen, die dann doch im Detail stecken, wenn man die Textbausteine Stück für Stück analysiert und interpretiert. Dabei entstand ein fließender Übergang zu den logisch angrenzenden Themen und wir gingen immer tiefer ins Detail bis hin zu den Umwandlungsprozessen im Schnee, die Schwachschichten bilden können, welche selbst wiederum eine Entscheidung bei Lawinen spielen.

Daraufhin ging es darum das gelernte in die Praxis umzusetzen, so hieß es auffellen und LVS-Check, bevor unser Können im Bereich Gefahrenbeurteilung, Spuranlage und Aufstiegstechnik unter Beweis stellen mussten. Gerade an einem Tag mit erheblicher Lawinengefahr ist es unerlässlich sich an die Grundregeln der "Stop or Go"-Strategie zu halten und so stiegen wir mit 10 m Entlastungsabständen auf und vergewisserten uns immer wieder mit dem Messen der Hangsteilheit, dass wir nicht in zu steiles Gelände geraten. Hierfür erwies sich in der Praxis ein Hangneigungsmesser, der direkt am Skistock montiert ist, als effektivstes Mittel.

Nach unserem Aufstieg machten wir uns Abfahrbereit und erreichten nach einigen Schwüngen eine Ausbildungsstation zum Thema "Verankerungen im Schnee". Hierbei wurde uns der Aufbau und die Wirkung der Verankerungen erklärt, wer zu diesem Zeitpunkt noch an der Theorie der Haltekraft zweifelte, durfte sich kurz darauf in der Praxis überzeugen lassen. Mit den Skiern auf dem Rucksack mussten wir uns nacheinander eine steile Böschung abseilen, ein Szenario wie es auch im Einsatz vorkommen kann.

Unten angekommen setzten wir unsere Abfahrt fort, stiegen anschließend wieder auf und fuhren erneut ab, bis wir eine passende Stelle für eine kurze Pause und dem Theorieblock "LVS Suche" erreichten. Gerade dieses Thema kann man nicht oft genug durcharbeiten, um es in Stresssituationen keinen Black-Out zu haben. Ob wir es auch in der Praxis umsetzten können, sollte der nächste Tag zeigen. So fuhren wir im Nebel ab und trafen uns am nächsten Morgen wieder.

Am Sonntag war das Wetter etwas freundlicher, als wir uns von der Bergstation aus zu unserem LVS-Übungsgelände aufmachten. Wir präparierten ein Suchfeld und stellten alle nacheinander unter Beweis, dass wir uns gut vorbereitet hatten. Signalsuche, Grobsuche, Feinsuche und Punktsuche, innerhalb kürzester Zeit kam der Ruf "FUND!" und wir waren uns einig, dass wir im Falle eines Falles schnell und effektiv helfen können. Um das Ganze noch zu erschweren, übten wir das Ganze nochmals mit einer Mehrfachverschüttung und gerade hier ist das korrekte Bedienen der LVS-Geräte entscheidend, aber auch diese Aufgabe lösten wir souverän.

Komplettiert wurde das Ganze noch durch eine gemeinsame Verschüttetensuche samt ausgraben, wobei wir das Schaufelförderband durch praktizierten und so war der Verschüttete wieder schnell gerettet.

Dann kam das große Finale, die organisierte Rettung nach einem Lawinenabgang. Alles war perfekt inszeniert und wir kamen als Such- und Schaufeltrupp am Lawinenkegel an. Es waren bereits Markierungsfähnchen gesteckt und Platzkommandant, Depotleiter, AEG und Hundeführer waren bereits vor Ort.

Wir wurden über die Situation aufgeklärt und bekamen eine anschauliche Erklärung wie ein Lawineneinsatz bei der Bergrettung abläuft. Danach wurde der Suchhund losgeschickt und er wurde fündig, doch leider fand er nur einen Rucksack und von den vermissten Skifahrern fehlte weiterhin jede Spur. Also mussten wir aktiv werden, mit dem Kommando "LOS!" rannten die Sucher den steilen Lawinenkegel nach oben und suchten nach Signalen der Verschütteten. Das erste Signal wurde schon bald empfangen und der Schaufeltrupp war schnell vor Ort um den Verschütteten auszugraben.

Der zweite Signalempfang blieb jedoch aus, obwohl der komplette Lawinenkegel abgelaufen war. Somit musste der zweite Verschüttete durch Sondierung des gesamten Lawinenkegels gesucht werden, denn er trug in diesem Szenario kein LVS-Gerät.

Hier wurde die Übung abgebrochen und wir hatten die Aufgabe erfolgreich gelöst. Danach gab es eine kurze Nachbesprechung, in der die Details nochmals zusammengefasst wurden, bevor auch schon die nächste Gruppe am Übungsfeld ankam.

Für uns war der zweite Ausbildungstag schon fast wieder vorüber, also war es Zeit für die Nachbesprechung des Kurses in der Gruppe. Hierbei gab es einen offenen Austausch und wir erhielten alle ein sehr positives Feedback zu unserer Leistung in den beiden Tagen und hatten somit die Basisausbildung Winter erfolgreich abgeschlossen.

Wir bedanken uns an die interessanten und lehrreichen Tage und auch die Vorbereitung durch unsere Kameraden in der Ortsstelle. Nun fühlen wir uns super vorbereitet und sind sicher das der neue "Grundkurs Winter" ein gelungenes Ausbildungskonzept für die Anwärter darstellt..